Sachverständiger schlägt Nutzung von Grundwasser-Wärme vor
Bad Füssing. In puncto Energiebedarf denkt die Europa Therme Bad Füssing in Superlativen. Über 16 Millionen Kilowattstunden Erdgas nutzte die Therme im Vor-Corona-Jahr 2019, dazu fünf Millionen Kilowattstunden Strom, 58.000 Kubikmeter Wasser und knapp 300.000 Kubikmeter Thermalwasser. Die vergangenen Jahre hätten allerdings gezeigt, so der Zweckverbandsvorsitzende Bad Füssing und Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, dass hier ein Umdenken notwendig sei. Der Ukraine-Krieg habe offengelegt, wie fragil die Versorgung mit fossilen Energieträgern sei. Außerdem verursache sie CO2-Emmissionen und auf lange Sicht hohe Kosten. Deshalb setzt der Bezirk Niederbayern als Hauptbeteiligter des Zweckverbands künftig auf Erneuerbare Energien. Das kündigte Dr. Heinrich bei einer Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag in Bad Füssing an.
„Es ist für uns ein riesiges Thema, wie wir die niederbayerische Thermengemeinschaft in Zukunft energetisch aufstellen“, sagte Dr. Heinrich. An jedem der fünf Standorte, an denen der Bezirk Niederbayern beteiligt ist, gebe es vielfältige Optionen. „Wir suchen für jede Therme ein maßgeschneidertes Konzept, um so die effizientesten und wirtschaftlichsten Möglichkeiten zu nutzen.“ Dies könne aber nur im engen Schulterschluss mit der Kommune gelingen. Dr. Heinrich: „Wir machen jetzt unsere Heil- und Thermalbäder fit für die Zukunft. Wir werden dafür Synergien nutzen, Optionen abwägen und so technologieoffen die besten Konzepte anwenden.“
Prof. Werner Schenk vom gleichnamigen Ingenieurbüro legte dafür sogleich eine breite Palette an Möglichkeiten auf den Tisch. Sie stellte Bezirksbaumeister Matthias Kopf in Vertretung des abwesenden Prof. Schenks vor. Für Einspar- bzw. Effizienzsteigerungsmaßnahmen kämen etwa Heizwasserpumpen, Badewasserpumpen oder Lüftungsanlagen infrage.
Zur Energieversorgung sieht Prof. Schenk Grundwasser-Wärmepumpen als wirtschaftlichste Alternative. Sie sollen die Wärme aus dem Grundwasser ziehen. Das garantiert eine vollständig regenerative und somit von Lieferanten unabhängige Wärmeversorgung. Deshalb gaben Verwaltung und Werkleitung Erkundungsbohrungen und einen Kurzeitpumpversuch in Auftrag. Die daraus gewonnenen Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass grundsätzlich genügend oberflächennahes Grundwasser für den beabsichtigten Zweck zur Verfügung steht. Nun muss die Genehmigungsfähigkeit ermittelt werden. Dafür sollen Experten ein Simulationsmodell mit allen erforderlichen Entnahme- und Schluckbrunnen erstellen. Sie sollen das Wasser zutage fördern und es dann wieder dem Grundwasser zuführen.
Den dafür benötigten Strom könnten etwa Photovoltaikanlagen liefern. Im Fall der Europa Therme wäre der Weg auch deshalb sehr effektiv, da nahezu 100 Prozent des von ihnen erzeugten Stroms bis zu einer Anlagengröße von ca. 700 Kilowatt-Peak selbst genutzt werden könnte. Der vor der Pressekonferenz tagende Werkausschuss bemächtige die Verwaltung, weitere Planungsschritte zu ergreifen und die notwendigen Aufträge dafür zu erteilen.
Werkausschuss-Vorsitzende Cornelia Wasner-Sommer: „Wir haben uns zügig der Thematik der Erneuerbaren Energien angenommen. Wenn es uns gelingt, unsere Energieversorgung komplett vom Erdgas zu lösen, wäre das ein riesiger Schlag und ein großer Schritt in die richtige Richtung für die Europa Therme.“ Deshalb blicke der Werkausschuss angesichts der vielversprechenden Möglichkeiten optimistisch in die Zukunft.
Auch Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich zeigte sich von den von Prof. Schenk dargelegten Optionen überzeugt: „Grundwasser ist eine effiziente und wirtschaftliche Energiequelle, die uns Versorgungssicherheit gewährt und CO2 einspart. Wir werden diesen Weg konsequent weiterverfolgen.“
Im Bild: Zeigten sich von den Experten-Vorschlägen überzeugt: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (v.l.), Werkausschuss-Vorsitzende Cornelia Wasner-Sommer und Bezirksbaumeister Matthias Kopf.
Foto: Korbinian Huber, Bezirk Niederbayern