Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich besichtigt Atelier von Elisabeth Ettl
Viechtach. Elisabeth Ettl hatte sich vor einem Jahr sehr gefreut, als sich Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich im Rahmen des Tags des Offenen Ateliers in Niederbayern zu einem Besuch ankündigte. Wegen der schnell steigenden Corona-Infektionen im Landkreis Regen wurde damals nichts daraus, nun holte Heinrich den Besuch nach.
Schon öfter waren ihm ihre Skulpturen bei diversen Ausstellungen aufgefallen, zuletzt auch auf der Viechtacher Ausstellung. Der Grund sei womöglich, so Heinrich, die Ausstrahlung von Ettls Figuren und sein Eindruck, dass die Darstellungen immer in Beziehung zueinander stehen. Mal schmiegt sich das Kind an Mutter, mal verschmelzen Tier und Mensch scheinbar. Ihre Inspiration bezieht die Viechtacherin aus ganz verschiedenen Quellen. An den Wänden hängen Seiten von Magazinen oder Gedichtbänden. Zuletzt las sie ein Buch über den Abtransport von Kindern in einem jüdischen Waisenhaus, die nur einen, ihren allerliebsten Gegenstand mitnehmen durften. „Das ist mir nahegegangen und ich habe eine Serie von Kindern gemacht, deren liebstes Hab und Gut sich in blauer Farbe abhebt.“ Ein Bub hat eine blaue Mütze auf, das Mädchen daneben trägt eine blaue Handtasche. Dazu die jeweiligen Gesichtsausdrücke, die für Ettls Werke typisch sind. „Unglaublich, wie man das aus einem Stück Holz herausarbeiten kann“, befand Heinrich. Tatsächlich fällt es Elisabeth Ettl leichter, wenn das Holz an sich Charakter hat, also Astansätze oder Löcher. „Ein ganz gerader, unversehrter Stamm ist schwieriger.“
Damit ihr die Bearbeitung leichter fällt, verwendet sie Lindenholz und ist auch immer auf der Suche nach Bäumen, die irgendwo umgeschnitten werden müssen. Die groben Konturen entstehen dann recht schnell mit der Motorsäge, das Arbeiten mit dem Schnitzwerkzeug hingegen ist wesentlich zeitintensiver. „Mittlerweile bin ich nur mehr zwei Stunden am Stück in der Werkstatt“, erzählt die 70-Jährige. Früher habe sie noch mehr Durchhaltevermögen gehabt, aber da gab es auch immer viel anderes zu tun. Seit gut 20 Jahren ist sie als Bildhauerin aktiv. Ihr Talent für Kunst entdeckte Elisabeth Ettl, als sie sich während des Lehramtsstudiums für Volksschule (heute Grund- und Mittelschule) für den künstlerischen Zweig entschied. „Man hatte mir damals sogar nahegelegt, auf die Akademie zu gehen. Aber ich hab mir das nicht zugetraut“, gibt sie heute zu. Die Entscheidung bereut hat sie aber nicht, denn mit ihren Schülern stellte sie viele Projekte auf die Beine. Später dann nahm sie selbst Unterricht bei Erwin und Gretel Eisch sowie Annerose Riedel. Heute ist Elisabeth Ettl in der Gemeinschaft Bildender Künstler in Straubing aktiv und regelmäßig bei Ausstellungen in der Region vertreten.
Olaf Heinrich wünschte ihr noch viel Schaffenskraft und Inspiration und bedankte sich für die interessanten Einblicke in ihr Viechtacher Atelier.
Bildunterschrift: Elisabeth Ettl führte Olaf Heinrich durch ihre Werkstatt.
Foto: Lang / Bezirk Niederbayern