Die Räume im Gesundheitszentrum Waldkirchen sind fast fertig – Personaldetails noch abzuklären
Waldkirchen. Die Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) für Kinder und Jugendliche, die der Bezirk Niederbayern am Gesundheitszentrum in Waldkirchen einrichtet, ist auf der Zielgeraden. Die Räumlichkeiten sind nach dem Umbau fast abgeschlossen, alle wesentlichen Bereiche sind startbereit. Kommende Woche findet die Übergabe des fertiggestellten Zentralbereichs der künftigen PIA statt, der Mietvertrag zwischen dem Bezirk und den Kliniken am Goldenen Steig läuft bereits seit September.
Bevor die neue Einrichtung aber eröffnen kann, müssen noch einige Details der Personalplanung abgeklärt werden, wie Stefan Eichmüller, Leiter des Referats Gesundheitseinrichtungen beim Bezirk Niederbayern, erklärt. In Waldkirchen soll Dr. Burkhard Wolff, der bisher ausschließlich am Bezirkskrankenhaus in Passau praktiziert, zum Einsatz kommen. Die künftige Zweiteilung seiner Stelle (zur Hälfte in Passau, zur anderen Hälfte in Waldkirchen) muss der zuständige Zulassungsausschuss noch absegnen. Darüberhinaus muss im Zuge einer neuen Richtlinie zur Personalbesetzung in stationären psychiatrischen Einrichtungen, die zwar nicht für die ambulante Einrichtung in Waldkirchen, wohl aber für das BKH in Passau gilt, die Einteilung der Mitarbeiter abgestimmt werden. In Waldkirchen wird sich ein multiprofessionelles Team aus Fachärzten, Psychologen, Sozialpädagogen etc. um die jungen Patienten kümmern. „Diese sollen eine Einheit mit Passau bilden, um sich beispielsweise auch gegenseitig vertreten zu können“, erklärt Eichmüller.
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich ist froh, dass die Institutsambulanz in Waldkirchen bald den Betrieb aufnehmen kann. Er hatte sich von Anfang an für den Standort stark gemacht. „Es ist mir persönlich ganz wichtig, dass wir den betroffenen Familien aus dem Landkreis die Möglichkeit geben, vor Ort behandelt zu werden. Bisher ist der Landkreis Freyung-Grafenau absolut unterversorgt." Gerade für junge Menschen seien die langen Fahrzeiten zur Behandlung besonders belastbar, weshalb eine wohnortnahe Erstbehandlung die Situation wesentlich verbessere.
Auf 270 Quadratmetern bietet die PIA – ähnlich wie bei einer „normalen“ Arztpraxis – einen Anmeldebereich und einige Besprechungs- und Therapieräume. Die Ambulanz dient aber nicht zu ausgiebigen Psychotherapien, sondern in erster Linie als Anlaufstelle, bei der der Schwerpunkt auf Diagnostik und Krisenintervention liegt. Man will betroffenen Kindern und Jugendlichen Hilfestellungen geben, sie an diejenigen Stellen vermitteln, die im individuellen Fall am besten geeignet sind (etwa Logo-, Ergo- oder Psychotherapie) und sie solange begleiten, bis ein Therapieplatz gefunden wurde.
Wie notwendig dieses Angebot in der Region ist, zeigt auch die PIA für Kinder und Jugendliche in Zwiesel, die seit einem Jahr in Betrieb ist. Mit Ausnahme der Corona-Monate wurden pro Quartal etwa 100 Fälle behandelt, Tendenz steigend. Der Bezirk Niederbayern will mit dieser Dezentralisierung einerseits die stationären Einrichtungen entlasten, bei denen die Wartezeiten sehr lange sein können, und andererseits den Betroffenen eine wohnortnahe Anlaufstelle geben. Die Unterbringung der Einrichtungen in Gesundheitszentren, in denen viele Ärzte praktizieren, verringert zudem die Hemmschwelle, sich Hilfe zu suchen. „Wenn ich das Gebäude betrete, brauche ich keine Angst zu haben, dass mich der Nachbar sieht, denn ich könnte ja zu jedem Arzt gehen“, sagt Olaf Heinrich, der immer wieder die Erfahrung macht, dass sich Betroffene von psychischen Erkrankungen vor einer Stigmatisierung der Gesellschaft fürchten. „Ein niederschwelliges Angebot führt dazu, dass sich mehr Menschen frühzeitig Hilfe suchen.“