Theresienthal. Wer möchte nicht mal gerne aus einem Glas trinken, aus dem sich schon ein König oder sogar Kaiser seinen Wein schmecken ließ? Dass dies in Theresienthal im Landkreis Regen möglich ist, war dem Bezirkstagspräsidenten Dr. Olaf Heinrich neu, als er sich von Eigentümer Randolf Ditz und Museumsleiterin Silvia Süß durch die Räume des Museumsschlösschens führen ließ. Denn die meisten der hier ausgestellten Glaskunstwerke kann man sich in der noch produzierenden Glashütte nebenan auch heute anfertigen lassen. „Diesen Sprung, 182 Jahre zurück, den gibt es nur hier“, betont Silvia Süß und schwärmt von Qualität, Stil und Schönheit. Darauf legten die Menschen, die es sich leisten konnten, damals Wert.
Mit welcher Kreativität die Theresienthaler Designer und später die Glasmacher die Wünsche der Herrschaften umsetzten, das sieht man im Museumsschlösschen auf ganz eindrucksvolle Art und Weise. Denn es handelt sich um Originalmuster, die das Haus nie verlassen haben und nach deren Vorlage die Auftragsgläser in alle Welt verkauft wurden. Theresienthal, benannt nach der Gemahlin König Ludwigs I, zählte in ihren Hochzeiten zu den fünf bedeutendsten Glashütten weltweit. Noch heute sind in der Eremitage in St. Petersburg, im Kreml oder im Schloss Neuschwanstein Gläser zu bewundern, die hier geblasen wurden.
All diese zum Teil prämierten Objekte vor Ort sehen zu können und durch die Glashütte nebenan die Verbindung zur Gegenwart zu haben, fand Olaf Heinrich äußerst spannend. Genauso wie die Funktion des Museums als Ausstellungsplattform für junge, aktuelle Glaskünstler der Region. Die Ausstellung „once upon a time“ von Andrea Simone Herzog ging kürzich zu Ende, doch einige Kunstwerke konnte er noch begutachten. Am 3. Mai wird schon die nächste Ausstellung mit Werken von Tobias Lagerbauer aus Klingenbrunn eröffnet. Er kombiniert Glas mit Edelstahl und Stein und zeigt als erfolgreicher Unternehmer, dass sich dafür auch heute interessierte Kunden begeistern lassen.
„Wir sehen uns als Museum sowie als Sprungbrett und Startrampe für Nachwuchskünstler der Region. Für viele ist es die erste Ausstellung nach ihrer Ausbildung an der Glasfachschule“, erklärt Eigentümer Randolf Ditz, der vor zwölf Jahren sein Familienerbe angetreten hat und seither als Betreiber mit seiner Firma, der Gangkofner OHG, über 100 Künstlern hier eine Plattform gab. Obwohl die Einrichtung für ihn nicht kostendeckend zu betreiben ist, fühlt er sich seiner Familientradition verpflichtet. „Mein Großvater Max Gangkofner hatte damit begonnen, die Exponate, die im Laufe der Jahre immer weniger wurden, zu sichern und auch schriftliche Dokumente aus der Glashüttenzeit zu archivieren.“ Damit konnte er schon mehrfach einen Beitrag zur wissenschaftlichen Untersuchung der Glasgeschichte leisten. Eintritt verlangt er für das private Museum nicht mehr – jeder Besucher kann aber freiwillig einen Beitrag leisten. „Ich möchte vor allem, dass möglichst viele Menschen all das sehen und erkennen, welche Qualität in Theresienthal geschaffen wurde.“
Der Bezirkstagspräsident bedankte sich bei ihm für dieses „bemerkenswerte Engagement“, das letztlich enorm zur Identität der gesamten Region beiträgt. „Dieses Erbe, diese Geschichte, gibt es nur hier und es macht uns zu etwas Besonderem. Wenn wir unsere Wurzeln abstreifen wie einen alten Socken, werden wir beliebig. Umso wichtiger ist die Wertschätzung, wie sie hier von Ihnen gelebt wird“, so Heinrich, der der Einrichtung auch weiterhin viel Erfolg und vor allem interessierte Besucher wünschte.
Im Bild: Museumsleiterin Silvia Süß und Eigentümer Randolf Ditz führten Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (li.) durch das Museum.
Foto: Lang/Bezirk Niederbayern