Josef Fröschl, Direktor der Bezirksverwaltung, wechselt die Rollen und verbringt einen Tag im Neurologischen Zentrum am Bezirksklinikum Mainkofen
Mainkofen. Um Führungskräften Einblicke in den Alltag der Einrichtungen des Bezirks Niederbayern zu verschaffen, wurde das Projekt ‚Rollenwechsel‘ ins Leben gerufen. Josef Fröschl tauschte jetzt sein Büro in der Landshuter Bezirksverwaltung für einen Tag gegen das Neurologische Zentrum am Bezirksklinikum Mainkofen.
Als Direktor der Bezirksverwaltung muss sich Josef Fröschl täglich mit vielen verschiedenen Themen auseinandersetzen. Großen Raum nehmen dabei die Gesundheitseinrichtungen des Bezirks ein. Auch personell ist der Bereich der Bezirkskliniken und –krankenhäuser von großer Bedeutung: Von den 3.100 Mitarbeitern des Bezirks Niederbayern arbeiten alleine rund 1.500 im Bezirksklinikum Mainkofen.
Der Tag beginnt für den Direktor auf der allgemeinen neurologischen Station. Oberärztin Anna Eser erläutert einzelne Therapiebereiche – konventionelle aber auch solche, die zum Einsatz kommen, wenn die Standardbehandlung keine ausreichende Wirkung zeigt.
Von seinen Therapieerfahrungen berichtet ein Patient mit der Erkrankung CIDP, der sogenannten „chronisch inflammatorischen demyelinisierenden Polyneuropathie“. Ihm hat eine innovative Therapie der Mainkofener Neurologie geholfen. Durch die noch relativ neue „Immunadsorptionsbehandlung“ wurden seine Beschwerden so weit reduziert, dass er mittlerweile wieder kurze Strecken gehen kann. Nach einer Zeit der völligen Immobilität ist dies ein enormer Gewinn an Lebensqualität, erzählt der Patient dem Direktor.
CIDP äußert sich zu Anfang häufig durch eine Schwäche in den Beinen und führt ohne adäquate Behandlung zu einer massiven Einschränkung der Beweglichkeit. Ursache hierfür ist ein fehlgeleitetes Immunsystem, das sich gegen körpereigene Strukturen richtet. Im Falle von CIDP greift es Komponenten der peripheren Nerven an und zerstört diese. Die Standard-Therapie, um das Immunsystem in Schach zu halten, basiert auf Kortison. Das Medikament kann jedoch auf lange Sicht starke Nebenwirkungen haben – die erwünschte Wirkung dagegen nimmt nach einer längeren Behandlungsdauer ab. Mittlerweile gibt es modernere Therapien in Form von Immunglobulinen. Seit 2016 bietet die Neurologie in Mainkofen eine weitere Behandlungsalternative, die zwar eine intensivmedizinische Betreuung erfordert, aber sehr wirksam ist: die Immunadsorption.
Sie wird auch bei anderen Autoimmunerkrankungen des zentralen Nervensystems erfolgreich eingesetzt wie beispielsweise der Multiplen Sklerose. Bei der Behandlung wird Plasma aus dem Blut des Patienten abgetrennt und über einen „Adsorber“ geleitet. Dort kommen Stoffe zum Einsatz, die hohe Bindungseigenschaften zu den krankmachenden Antikörpern haben und so eine selektive Entfernung der Pathogene ermöglichen. Danach wird dem Patienten das gereinigte Blutplasma wieder zugeführt.
Josef Fröschl lernt an seinem Tag in der Neurologie weitere moderne Behandlungsmethoden kennen, mit denen die Ärzte in Mainkofen sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Im Gespräch mit Chefarzt Prof. Erwin Kunesch erfährt er, dass die Mainkofener Neurologie ein besonders breites Behandlungsspektrum bietet, einschließlich neuer, spezialisierter Therapien. „Beispielsweise bei Multipler Sklerose, Morbus Parkinson und CIDP können wir Patienten helfen, die auf konventionelle Therapien nicht mehr oder in zu geringem Maße ansprechen“, so Prof. Kunesch.
Hohe Versorgungsqualität trotz Personalengpässen
Um ständig eine hohe Versorgungsqualität zu sichern, sind teils große Anstrengungen nötig, erzählt der Pflegedienstleiter der Station „allgemeine Neurologie“ Bernd Engelgeh. Hauptursache dafür ist der stets präsente Personalmangel, der sich durch beinahe jeden medizinischen Bereich zieht. Dennoch sei Mainkofen „noch relativ gut dran“. Denn hier sei die personelle Fluktuation geringer als in manch anderer Klinik und die Mitarbeiter seien trotz Belastung zufrieden. So wären beispielsweise die vielen verschieden Arbeitszeitmodelle sehr hilfreich, um Arbeit und Familienleben zu kombinieren und um arbeitsintensive Zeiten abfedern zu können.
Die nächste Station des Direktors ist die neurologische Intensivstation. Wie ein großer Teil der Neurologie befindet sich die Intensivstation im 2016 eröffneten neuen Gebäudekomplex, der mit modernster Technik ausgestattet ist. Davon kann sich der Direktor im Überwachungsraum überzeugen. Dort laufen die Daten aller Intensivpatienten wie etwa Sauerstoffsättigung, Blutdruck und Pulswerte zusammen. Jasmin Berger, kommissarische Pflegedienstleiterin der Station, erklärt dem Direktor einige Routineabläufe und wie die äußerst geringen Reaktionszeiten bei Abweichungen der medizinischen Patientendaten möglich sind. „Die neurologische Intensivstation ist der pflegeintensivste Bereich. Hier zu arbeiten, erfordert viel Erfahrung und eine besonders hohe Belastbarkeit und Qualifikation“, so Berger.
Am Ende des Tages ist Josef Fröschl froh darüber, dass er sich bei seinem „Rollenwechsel“ für die Neurologie in Mainkofen entschieden hat. Er hat viel über moderne Therapien in der Neurologie erfahren, aber auch über Patientenschicksale und den großen menschlichen Einsatz, den Pflegekräfte tagtäglich leisten. Entsprechend viele Informationen nimmt er mit zurück nach Landshut, die ihm künftig vielleicht bei Entscheidungen helfen können – aber auch einiges an Arbeit. Denn das eine oder andere Mitarbeiteranliegen hat er nun zusätzlich auf seiner To-Do-Liste.
Im Bild: Chefarzt Prof. Erwin Kunesch, Jasmin Berger, kommissarische Pflegedienstleiterin der Intensivstation, und Josef Fröschl, Direktor der Bezirksverwaltung (v. l. n. r.) im Überwachungsraum der Intensivstation
Foto: Bezirk Niederbayern, Bäter