Seminar zeigt, wie Museen barrierefreies Lehren und Lernen für Kinder aller Schulformen erleichtern können – zweiter Teil am 16. Mai in Deggendorf
Der Auftakt des zweiteiligen Seminars „Museum und Schule | Inklusive Lernorte“ fand am 4. April als digitaler Workshop statt: Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von Museen und Förderschulen fanden sich via Videokonferenz zusammen, um sich über Wege zu informieren, wie Museen und Förderschulen kooperieren können. Der Behindertenbeauftragte des Bezirks Niederbayern Markus Scheuermann sagte über die aus seiner Sicht sehr empfehlenswerte Veranstaltungsreihe: „Erst dieser gegenseitige Austausch macht viele Möglichkeiten zum Wegfall von Barrieren erkenn- und umsetzbar.“
Veranstaltet wurde die Fortbildung von der Bayerischen Museumsakademie, vom Bezirk Niederbayern und Museumsschulungszentrum Niederbayern in Abensberg. Museumsfachberaterin Dr. Cindy Drexl vom Kulturreferat des Bezirks Niederbayern und Werner Öl, Geschäftsführer der Bayerischen Museumsakademie, begrüßten die Teilnehmenden und erläuterten Grundlegendes zum Thema. „Für mich sind Schulen und Museen wichtige Partner. Sie sind Lernorte, die über verschiedene Vermittlungsformate verfügen“, so Drexl in ihrer Einführung. Museen hätten die Möglichkeit, Kinder mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen praxisnah an den Unterrichtstoff heranzuführen und könnten daher als erweitertes Klassenzimmer fungieren.
Susanne Weckwerth vom Deutschen Hygiene-Museum in Dresden stellte das Projekt „Zugangsvielfalt als Chance. Das Deutsche Hygiene-Museum als außerschulischer Lernort für alle“ vor. 50 Prozent der Museumsbesucher seien Schulgruppen und stellten daher eine wichtige Zielgruppe dar, so die Referentin. Ziel sei es, allen ein selbstbestimmtes Besuchserlebnis zu ermöglichen. Das Museum sei barrierefrei zugänglich, die Ausstellungen wären sowohl visuell als auch akustisch und taktil erlebbar. Am Beispiel des Kinder-Museums „Welt der Sinne“, eine Dauerausstellung im Hygiene-Museum, erläuterte Weckwerth, was es heißt, Sinne bzw. Sinnesbeeinträchtigungen als Vielfalt und nicht als Defizit zu verstehen.
Susanne Bischler und Georgina Phillips vom Museumspädagogischen Zentrum München gaben Einblicke in die museumspädagogische Praxis. Sie zeigten auf, dass Teilhabe und Partizipation wichtige Bausteine für „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ darstellen.
Über aktuelle Projekte informierte auch Markus Wagner vom Museumspädagogischen Zentrum. Beispielsweise das Videoprojekt „Ludwig & Lola“ baue Barrieren ab und schlüge Brücken zwischen den Lernorten. Ein eigenes Videoprojekt ist in Niederbayern geplant.
Zweiter Teil des Workshops „Inklusive Lernorte“ in Präsenz am 16. Mai in Deggendorf
Das Ziel des zweiten Teils am 16. Mai 2022 ist ein direkter Austausch zwischen Museen und Förderschulen, also zwischen Führungskräften bzw. Mitarbeitenden von Museen und Lehrkräften aller Schularten.
Neben den Dozenten, die bereits im ersten Teil zu Gast waren, referieren und diskutieren Vertreter niederbayerischer Förderschulen: Fritz Geisperger vom Institut für Hören und Sprache in Straubing, Thomas Herbst von der Papst-Benedikt-Schule in Straubing, Marion Büchner, Pestalozzischule Deggendorf, und Marion Scholz, St.-Notker-Schule in Deggendorf.
Die Referenten werden auf folgende Fragen eingehen: Wie kann auf Augenhöhe kommuniziert werden? Welche Voraussetzungen für eine gelingende Zusammenarbeit von Förderschulen und Museen gibt es? Welche Förderbedürfnisse gibt es? Und welche Bedürfnisse haben Förderschulen an Museen? Braucht es mehr haptische Elemente? Wie können digitale Angebote realisiert werden?
Es wird außerdem auf die unterschiedlichen Förderbedürfnisse eingegangen, erörtert, was Inklusion bedeutet und an welchen Punkten sich Museen und Förderschulen überschneiden. Ebenso wird die Diversität der potentiellen jungen Museumsbesucher thematisiert und die Prämisse definiert, die verschiedenen Beeinträchtigungen der Kinder nicht als Problem, sondern vielmehr als Chance zu betrachten.
Anja Fröhlich vom Stadtmuseum Deggendorf erläutert, wie Inklusion in ihrem Haus mithilfe von Taststationen, Bodenleitlinien, Gebärdensprache, Audioformaten und leichter Sprache realisiert wird. Beispielhaft führen sie und Greta Butuci im Rahmen des Workshops durch die Dauerausstellung „Wir sind Deggendorf“, die unter anderem mithilfe von Mini-Tablets als Medienbegleiter barrierefrei gestaltet wurde.
Einen Workshop über Inklusion in der museumspädagogischen Praxis führen Susanne Bischler, Georgina Phillips und Markus Wagner vom Museumspädagogischen Zentrum ab 14 Uhr.
Interessierte können sich über die Homepage der Bayerischen Museumsakademie www.bayerische-museumsakademie.de (unter dem Menüpunkt Veranstaltungen) unabhängig von der Teilnahme an der Auftaktveranstaltung für den zweiten Teil des Workshops „Museum und Schule | Inklusive Lernorte“ am 16. Mai 2022 (9:30 bis 16:15 Uhr) anmelden. Die Teilnahme ist kostenlos.
Veranstaltungsort: Altes Rathaus, Oberer Stadtplatz 1, 94469 Deggendorf
Schulung über die MUSbi Web-App am 18. Mai in Mainkofen
Eine Möglichkeit des Brückenschlags zwischen Schulen und Museen ist die Online-Plattform MUSbi – ein kostenfreies Angebot des Bezirks Niederbayern für niederbayerische Museen und Sammlungen und gleichzeitig der direkte Weg für Lehrkräfte aller Schularten, um qualitativ hochwertige, museumspädagogische Programme und Themenführungen zu finden. Unter musbi.de können Lehrkräfte das passende außerschulische Lernangebot für ihre Klassen recherchieren – je nach Schulart, Jahrgangsstufe und Fächern sowie auf die jeweiligen Landkreise bezogen. Mit der App wird sichergestellt, dass pädagogische Methoden, Materialien, Inhalte und Themen der einzelnen Angebote passgenau auf die bayerischen Lehrpläne abgestimmt sind. Die Museen vor Ort können auf diesem Weg ihre museumspädagogischen Angebote bequem und direkt bei ihren Zielgruppen bekannt machen.
In der Schulung für Museumsvertreter am 18. Mai im Bezirksklinikum Mainkofen (14 – 17 Uhr) wird darauf eingegangen, wie museumspädagogische Programme in MUSbi eingestellt und die Angebote qualifiziert werden.
Um Anmeldungen bis 5. Mai an Museumsfachberaterin Dr. Cindy Drexl wird gebeten: Tel. 0871 97512-735 oder cindy.drexl@bezirk-niederbayern.de.
Bildunterschrift: Mithilfe von Tastplänen schafft das Stadtmuseum Deggendorf Orientierung für sehbehinderte Menschen.
Foto: Wenzel Falk/Studio Neue Museen