Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich besichtigt saniertes Wohnhaus der Familie Mittermeier
Reisach / Hengersberg. Es gehört schon eine Portion Mut dazu, ein über 300 Jahre altes Haus in einem desolaten Zustand zu kaufen, um es zu seinem Lebensmittelpunkt zu machen. Doch „Blut, Schweiß und Tränen“ seien längst vergessen, sagen Thomas und Diana Mittermeier. Kein Wunder, denn nun ist das Haus eine solche Augenweide, dass auch Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, der häufig sanierte Denkmäler besichtigt, aus dem Staunen kaum mehr heraus kam. Auch Thomas’ Eltern, Hubert und Paula, die nur wenige Kilometer entfernt wohnen, waren vor Ort, denn Hubert Mittermeier hatte bei der Sanierung die „Bauleitung“ übernommen.
„Wir waren damals beruflich noch in München und konnten nur am Wochenende kommen“, blickt der Hausherr zurück. Und so übernahm sein Vater wochentags das Kommando. Nach dem Kauf im Jahr 2017 galt es jedoch erst einmal, ein Jahr lang auszuräumen und rückzubauen. Viel Eigenleistung steckte die Familie in das Projekt und weil man Wert auf Authentizität legte, wurden auch andere Abrisshäuser in Niederbayern aufgesucht, um dort an altes Baumaterial zu kommen. Einige Handwerker hielten sie wohl für verrückt, meint Diana amüsiert im Rückblick. „Auch unsere Nachbarn hier dachten sich anfangs, dass wir spinnen müssen, weil wir dieses Haus kaufen.“
Mittlerweile gibt es niemanden mehr, der nicht davon begeistert wäre. Nicht nur die Außenanlagen mit wiederhergestellter Gred und idyllischem Innenhof sind traditionell und modern zugleich. Auch innen treffen alte Handwerkskunst und vom Holzwurm angenagte Bodenbretter auf Fußbodenheizung und moderne Ästhetik. Die Raumaufteilung wurde wie früher belassen, doch manches wurde auch erst während des Umbaus wiederentdeckt. Die hintere Eingangstüre etwa kam wieder zum Vorschein, die zwischenzeitlich zum Fenster verkleinert worden war. „Mit dem Denkmalschutz haben wir entschieden, es wieder zu einer Türe zu machen – ist auch sehr geschickt, weil man von jeder Seite aus schnell im Garten ist“, sagt Diana Mittermeier. Die Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt haben sie als äußerst konstruktiv empfunden. „Es war immer klar, dass wir ja hier leben wollen und da ist man auch in Sachen Denkmalschutz sehr entgegenkommend bei allen Entscheidungen.“ Der Kartoffelkeller ist nun ein Weinkeller geworden, der alte Stall ein gemütliches Wohnzimmer mit großer Fensterfront ins Grüne.
Am meisten freuen sich aber die 40- und 41-jährigen Bauherren, dass ihr Haus sehr nachhaltig ist. „Man sieht es an jeder Ecke, dass immer wieder auf- und ausgebaut wurde. Hier steckt Energie von 300 Jahren drin“, so Thomas Mittermeier, dem Olaf Heinrich beipflichtete. „Ein Haus zu sanieren, auch wenn es keinen modernen Dämmwert hat, ist wesentlich nachhaltiger als ein neues zu bauen – weil Abriss und Neubau viel zusätzliche Energie verbrauchen würden.“ Um das zu fördern und um den gesellschaftlichen Wert von Denkmälern zu erhalten, gibt es für Denkmalsanierungen Zuschüsse – auch vom Bezirk Niederbayern.
Die Ortschaft Reisach geht laut Urkunden auf das 14. Jahrhundert zurück, als die Hofstelle zum Kloster Niederalteich gehörte. Und so war die Aufregung groß, als die Bagger anrückten, um das Glasfaserkabel zu legen, und dabei ein Erdstall zum Vorschein kam. Auch ein wiederentdeckter Brunnen wurde von den Archäologen untersucht.
Beides wurde gesichert, das Glasfaser angeschlossen und Diana Mittermeier kann heute von Reisach aus ihren Job bei einer Münchner Bank fortführen. „Wohl die einzige Bankerin, die in der Mittagspause die Hühner füttert“, lacht Thomas. Er hat seinen Arbeitgeber gewechselt und ist nun bei einer Straubinger Firma angestellt. „Wir wollten wieder aufs Land und uns etwas Eigenes schaffen.“ Die Münchner Freunde kommen gerne zu Besuch. „Vor allem, wenn wir den Weinkeller einheizen.“
Im Bild:
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich mit den Hauseigentümern Thomas und Diana Mittermeier.
Foto: Lang / Bezirk Niederbayern