Neues Leben in alten Mauern

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (rechts) ließ sich von den Besitzern Sigrid Kick und Rudi Holzapfel sowie Architekt Günter Naumann (von links) die Pläne für die Restaurierung des Waidlerhauses vorstellen.

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich informiert sich über die Restaurierung des Waidlerhauses

Ein kleiner Junge rennt durch die Nacht. Im Pyjama und mit der Sehnsucht im Herzen. Er klettert daheim aus dem Fenster, läuft die paar Meter von seinem Zuhause durch das Dunkel des Viechtacher Ortsteils Moosleuthen und schlüpft durch die niedrige Tür des Waidlerhauses, um sich fest an seinen Uropa zu kuscheln und bei ihm zu übernachten. Es sind so viele Erinnerungen, die Rudi Holzapfel mit dem Waidlerhaus verbindet. Inzwischen hat er das jahrhundertealte Bauwerk geerbt und möchte mit seiner Lebensgefährtin Sigrid Kick darin eine Eventgastronomie betreiben, wenn es fertig renoviert ist. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich hat das Paar und ihr Erbe aus Stein und Holz jetzt besucht.

„Ich habe gehört, was Sie hier vorhaben und wollte es mir unbedingt ansehen, denn wenn sich junge Menschen so einem alten Gebäude annehmen, dann ist dies äußerst bemerkenswert“, sagte der Bezirkstagspräsident bei seinem Besuch und ließ sich durch das Gebäude führen. Mit viel Herzblut erzählte Rudi Holzapfel von seiner Bindung zum Uropa und somit auch zum Waidlerhaus, das Anfang des 19. Jahrhunderts von seinen Vorfahren erworben und von einem Uropa bis zuletzt bewohnt wurde. „Mein Uropa führte ein sehr einfaches Leben“, gab er Einblick. „Es gibt zwar Strom im Haus, aber kein fließendes Wasser. Im Stall nebenan lebten eine Kuh und ein Pferd.“

Als der letzte Bewohner auszog, erlosch dennoch nicht das Leben im Waidlerhaus, wenngleich sich seine Bestimmung änderte. Junge Leute nutzten es als Ort zum Feiern. „Es war 365 Tage im Jahr hier was los. Es fanden sogar LAN-Partys mit alten Röhrenmonitoren statt“, muss Rudi Holzapfel heute noch schmunzeln. So passt es für ihn gut, dass nun hier auch wieder die Fröhlichkeit einziehen soll. Eineinhalb Jahre lang hat er das Waidlerhaus dafür entrümpelt und versucht, es zurück zum früheren baulichen Zustand zurückzuführen. Zubetonierte Tröge hat er mit der Hand aufgebrochen, tonnenweise altes Heu aus der Scheune geschleppt, im früheren Hühnerstall noch uralte Eier gefunden. Eine Heidenarbeit, aber nun ist alles bereit für die Restaurierung.

„Sobald wir die Förderzusagen haben, soll es losgehen und dann laut Planungen auch in rund einem Jahr abgeschlossen sein“, sagt Sigrid Kick. Sie bietet nebenberuflich auch Seminare und Aktivitäten zum Thema Kräuter an und wird zusammen mit Rudi Holzapfel nach den erfolgreich abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten dann auch im Waidlerhaus einziehen – eine kleine Wohnung ist von Architekt Günter Naumann geplant worden.

In der Stube daneben sollen es sich dann die Gäste gutgehen lassen, vielleicht bei einem Schweinebraten aus dem Holzofen. Die Infrastruktur für die Küche soll in einem Bauwagen Platz finden, und unter der niedrigen Decke werden Tische und Bänke aufgestellt für die Genießer. „Man kann es sich schon förmlich vorstellen“, begeisterte sich Dr. Olaf Heinrich. Besonders freute den Bezirkstagspräsidenten, dass das Paar auch den Umgang mit den Denkmalschützern als sehr entspannt und konstruktiv beschreibt. „Es ist großartig, mit wieviel Herzblut und Liebe zur Tradition hier vorgegangen wird“, sagte Heinrich bei seinem Besuch. „Ich wünsche dem Projekt viel Erfolg und hoffe, dass es beispielgebend auch für andere Menschen ist, die so ein Gebäude erben und es nicht nur bewahren, sondern mit neuem Leben erfüllen möchten.“
Für Heinrich ist es ein wichtiges Ziel, für den Erhalt der baulichen Zeugen früherer Generationen zu werben. Es sei nicht nur ökologisch sinnvoll den Gebäudebestand zu sanieren, auf diesem Wege ließe sich auch die regionale Identität erhalten. „Die gebaute Umwelt prägt die Menschen. Sie behutsam instand zu setzen und neuen Nutzungen zuzuführen ist eine herausfordernde Aufgabe, die der gesamten Gesellschaft zugute kommt“, ist der niederbayerische Bezirkstagspräsident überzeugt.


Im Bild: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (rechts) ließ sich von den Besitzern Sigrid Kick und Rudi Holzapfel sowie Architekt Günter Naumann (von links) die Pläne für die Restaurierung des Waidlerhauses vorstellen.

Foto: Bezirk Niederbayern