Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich informiert sich im Sägewerk Kanamüller
Grainet. Einem kleinen Sägewerk ergehe es wie den kleinen Landwirten oder dem Tante-Emma-Laden: Gegen die Großen kann man sich kaum behaupten. Alois Kanamüller jun. erklärte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, dass er nur bestehen könne, weil er sich die Flexibilität für Aufträge aller Art erhalten hat und zugleich einige Nischen besetzt. Diese sind beispielsweise die Holzproduktion für Lärmschutzwände an Autobahnen.
Seit die Holzpreise vor Kurzem enorm gestiegen sind, nehme aber der private Lohnschnitt wieder zu. „Wer selbst einen Wald hat, muss das Schnittholz nach Möglichkeit im Eigenbedarf verwenden“, so der Sägewerksmeister. Genau das wäre aus Sicht von Olaf Heinrich auch das Ziel für die Branche: „Weg von den internationalen Lieferketten, die die Umwelt belasten und die Kleinen in die Preisabhängigkeit treiben, hin zu regionalen Kreisläufen.“ Damit traf er in Grainet auf offene Ohren. „Bei uns wächst so viel Holz, wir könnten damit jedes Haus in der Region bauen. Es entstehen minimale Transportwege und Holz als Baustoff ist nicht nur ökologischer, sondern auch preisgünstiger.“ Alois Kanamüller plädierte dafür, eine Beispielrechnung für einen Standard-Rohbau zu veröffentlichen, in der Holz mit Beton und Ziegel verglichen wird. Sogar ohne Klimabilanz-Kosten würde Holz immer am besten abschneiden.
Der Bezirk Niederbayern lasse laut Heinrich derzeit prüfen, inwiefern die Co2-Bilanz des Holzes bei öffentlichen Bauten in eine Ausschreibung eingerechnet werden können. Denn aus seiner Sicht wäre es nötig, dass die öffentliche Hand mit gutem Beispiel vorangeht und Baumaßnahmen mit regionalem Holz realisiert. „Ein Großteil des Wirtschaftswachstums der letzten Jahre basierte vor allem auf billiger Mobilität. Für die Zukunft wird es – gerade für uns in der Region mit weiten Anfahrtswegen zur Autobahn – wichtig werden, regionaler zu denken und zu handeln. So kann sich die Wirtschaft aus sich heraus stabilisieren.“ Und da Holz als natürliche Ressource im Bayerischen Wald eine große Rolle spielt, seien gerade hier regionale Kreisläufe notwendig. „Nur so können wir die jetzt noch aktiven holzverarbeitenden Betriebe sichern, es mussten ohnehin schon sehr viele aufhören.“
In Grainet etwa gab es früher drei Sägewerke, das von Alois Kanamüller ist das letzte im Haupterwerb. 2006 hat er den Betrieb seines Vaters Alois übernommen, als der achte Alois – das Sägewerk war aber schon zuvor in Familienbesitz. Damit das auch so bleibt, ist es notwendig jetzt zu handeln und die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen. „Es geht um Arbeitsplätze, aber auch um den Klimaschutz. Die Betonproduktion ist für 6,5 Prozent der weltweiten Co2-Belastung verantwortlich, Holz hingegen wächst nach und bei uns in solch großem Umfang, dass wir uns völlig unabhängig vom weltweiten Preisgeschehen selbst versorgen können.“ Die Gemeinde Grainet setzt bereits bei vielen Baumaßnahmen auf Holzbauweise, wie Bürgermeister Jürgen Schano, ausführte. Der Kindergarten etwa wurde in Holzständerbauweise errichtet. „Es werden auch immer mehr Privathäuser aus Holz gebaut, davon profitieren wiederum viele Firmen vor Ort.“
Wie langlebig Holz auch im Außenbereich ist, zeigt ein „Spezialauftrag“ der Kanamüllers für den Nationalpark. Sie lieferten in den 70er-Jahren die Holzelemente für die Gatterzäune. Bis auf ein klein wenig Verschleiß, den man immer wieder mal austausche, halte das ewig – wie der Senior dem Bezirkstagspräsidenten berichtete. Apropos Nationalpark: Auch Käferholz lasse sich für die meisten Nutzungen noch problemlos verwenden. „Mir ist das sogar lieber, weil viel Spannung durch die geringere Feuchte verloren gegangen ist, und somit die Gefahr von Verzug und Rissbildung bei der Trocknung geringer ist“, meinte der Junior, der zuletzt Jürgen Schano und Olaf Heinrich noch über das gesamte Gelände führte. Dabei fühlte sich Heinrich lebhaft an die Zeit erinnert, als er sich samstags sein Studium durch einen Nebenjob in einem Sägewerk finanziert hatte. „Es war anstrengend, aber ich habe es sehr gemocht – alleine schon den Geruch.“ Damit das auch in Zukunft noch so ist – dafür will sich der Bezirkstagspräsident einsetzen und wird sicher nicht zum letzten Mal bei den beiden Alois’ in Grainet gewesen sein.