Pflegeplatz für viele kaum mehr bezahlbar

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (v.l.) besichtigte das Rosenium Perlesreut mit Einrichtungsleiterin Heidi Stangl, Geschäftsführer Dr. Siegfried Schmidbauer und stv. Bürgermeister Georg Ranzinger.

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich besichtigt Rosenium Pflegeheim in Perlesreut

Perlesreut.
Wer beim Bezirk „Hilfe zur Pflege“ beantragt, kann den Eigenanteil eines Pflegeheimplatzes nicht mehr selbst bezahlen. Derzeit liegt der durchschnittliche Eigenanteil (die Leistungen der Pflegeversicherung bereits abgezogen) bei 3000 Euro im Monat, wie Dr. Siegfried Schmidbauer kürzlich Bezirkstagspräsidenten Dr. Olaf Heinrich informierte, als der das Rosenium-Pflegeheim in Perlesreut besichtigte. Es sei jetzt schon klar, dass immer mehr Menschen diese Hilfeleistung beim Bezirk beantragen werden, so Schmidbauer.

Er plädiert deshalb für eine Änderung der Pflegefinanzierung, bei der es ähnlich wie bei Krankenhausaufenthalten einen gedeckelten Tagessatz geben und den Rest die Solidargemeinschaft übernehmen müsste. „Ein durchschnittlicher niederbayerischer Haushalt kann sich derzeit kaum mehr einen Pflegeplatz leisten“, so Schmidbauer. Auch mangele es bei den Familien an Aufklärung. Denn bevor der Bezirk die Pflegekosten übernehmen könne, wird zunächst das Barvermögen (bis auf 10.000 Euro) aufgebraucht und im Anschluss etwa der Erlös eines Hausverkaufs, wenn die Übergabe nicht länger als zehn Jahre zurückliegt oder die Immobilie noch im Besitz des Pflegebedürftigen ist. Ist das alles ausgeschöpft und verdienen die Kinder nicht mehr als 100.000 Euro im Jahr, dann übernimmt der Bezirk die Kosten.

Doch der Staat gerät zunehmend an seine Grenzen, waren sich Schmidbauer und Heinrich einig. Seit der Erhöhung des Eigenanteils sei auch die Zahl der Anträge in der Bezirksverwaltung stark gestiegen. „Und die Zahlen werden weiter nach oben gehen“, so der Präsident des Bezirkstags, dessen Haushalt schon heute zu rund 90 Prozent in den Bereich „Soziales“ fließt.

Ebenso ist Dr. Schmidbauer überzeugt, dass viele Regelungen auf Bundesebene, die für alle Regionen angewendet werden müssen, nicht zielführend seien. Regionale Lösungen mit mehr Unternehmerverantwortung wären aus seiner Sicht besser.

So hatten etwa die jüngsten Tariferhöhungen bei den Pflegekräften zur Folge, dass nun weniger statt mehr Fachkraft-Stunden zur Verfügung stehen. „Weil die meisten die Lohnerhöhung nutzten, um Stunden zu reduzieren“, erklärt der Geschäftsführer der Rosenium GmbH, die insgesamt 21 stationäre Einrichtungen und zwei ambulante Pflegedienste betreibt. Personell ist man in den Rosenium-Häusern noch ganz gut aufgestellt, doch auch diese Situation werde sich auf absehbare Zeit verschlechtern – denn selbst mit zugewanderten Arbeitnehmern könne die Lücke nur bedingt gefüllt werden.

Einrichtungsleiterin Heidi Stangl konnte nur bestätigen, dass der Pflegeberuf ein sehr erfüllender ist, der auch – entgegen der aktuellen Meinung – gut bezahlt sei. „Wenn jemand mit 16 Jahren Mittlere Reife macht und dann drei Jahre Ausbildung zur Pflegefachkraft, verdient er mit 19 Jahren 4000 Euro brutto“, unterstrich Dr. Schmidbauer. Stattdessen mangele es den Mitarbeitern in der Pflege an Wertschätzung – gesellschaftlich und auch von Seiten des Staates, der mit der FQA-Kontrolle (Fachstellen für Pflege- und Behinderteneinrichtungen - Qualitätsentwicklung und Aufsicht, früher kurz „Heimaufsicht“ genannt) teilweise mit Kanonen auf Spatzen schieße und die Mitarbeiter schikaniere.

Heidi Stangl jedenfalls liebt ihren Job und ist sogar als Heimleitung gerne noch aktiv in der Pflege, weil ihr die PC-Arbeit allein nicht reiche. „Viele meinen, es wäre ein unangenehmer, harter Job, aber das stimmt nicht“, sagt Heidi Stangl, die seit der Gründung des Roseniums 2008 in Perlesreut ist und das Haus seit 2013 leitet. Es gebe Hilfsmittel, die den rückenschonenden Umgang im Alltag ermöglichen und viele wunderbare Momente mit den Bewohnern – vor allem in einem kleineren Haus, das mit 40 Plätzen eine familiäre Atmosphäre hat. „Ein Konzept, das sich an all unseren Standorten bewährt hat, weil es einfach in unsere Region passt“, so Schmidbauer.

Eigentlich hatte der Arzt und Unternehmer noch ein paar Häuser geplant – auch weil die jeweiligen Bürgermeister dies sehr unterstützt hätten. Doch diese Pläne wurden vorerst eingestellt. „Wegen der Personalsituation und der unsicheren Refinanzierung, wenn sich stationäre Plätze kaum mehr jemand leisten kann.“ Ambulante Einrichtungen sind für Siegfried Schmidbauer hingegen zukunftssicherer. Anfang September wurde in Freyung erst eine neue eröffnet. „Dieses Angebot ist gerade für pflegende Angehörige sehr wichtig, damit sie sich einmal eine Auszeit von ihrer sehr fordernden Aufgabe nehmen können“, ist Olaf Heinrich überzeugt.

Der stellvertretende Perlesreuter Bürgermeister, Georg Ranzinger, konnte das nur bestätigen. Sowohl die Kurzzeit-, Tages- und Nachtpflegeangebote im Rosenium selbst, als auch die Tagesbetreuung im Markt Perlesreut würden von den Bürgern sehr geschätzt. „Manche Senioren kommen für ein paar Tage und möchten gerne bleiben“, sagt Heidi Stangl.



Im Bild: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (v.l.) besichtigte das Rosenium Perlesreut mit Einrichtungsleiterin Heidi Stangl, Geschäftsführer Dr. Siegfried Schmidbauer und stv. Bürgermeister Georg Ranzinger.

Foto: Lang / Bezirk Niederbayern