Restaurierung der Martinskirchenfenster im vollen Gange

Stiftsprobst Dr. Franz Joseph Baur (r.) erläuterte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich die Schäden auf einem Baugerüst in gut 14 Metern Höhe.

Bezirk fördert die Sanierung der Fenster der Stiftsbasilika St. Martin

Landshut. Um die Kosten von fast 14 Millionen Euro für die Sanierung der Fenster der Landshuter Martinskirche zu finanzieren, sind neben der Kirchenstiftung St. Martin und der Erzdiözese München und Freising viele weitere Unterstützer nötig. Dazu gehört auch der Bezirk Niederbayern. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich besuchte nun die Baustelle des Projekts. Stiftspropst Franz Joseph Baur erläuterte die Schäden an den Fenstern auf dem Baugerüst in gut 14 Meter Höhe. Immer wieder seien kleine Stücke aus den sandsteinernen Fensterfassungen herausgebrochen, so dass gegen herabstürzende Teile abgesichert werden musste, berichtete der Stiftsprobst.
 
Durch die über Jahrhunderte entstandenen Risse im Sandstein konnte Wasser eindringen und Rost an den queren Eisenstreben verursachen, was wiederum die Schädigung des Steins weiter förderte. Aktuelle Schwingungsmessungen zeigten zudem, dass die großflächigen Fensterscheiben beispielsweise durch Wind, Glockenläuten und Erschütterungen um bis zu einen Millimeter in Bewegung gesetzt werden. Neben den thermischen Schwankungen ist das eine enorme Belastung für die filigranen Fensterpfeiler. Aus pragmatischen Gründen wurde für den Bau der Fenster vor über 500 Jahren kein hartes Gestein verwendet, sondern weicher Mittenwalder Sandstein: Zum einen ist das als Skulpturenstein beliebte Material sehr gut zu bearbeiten, zum anderen konnte der Sandstein auf der Isar von seinen Abbaugebieten nahe des Isarursprungs relativ unkompliziert nach Landshut transportiert werden.
 
Nachdem zunächst der Austausch der Fenster angedacht worden war, wurde letztendlich entschieden, ein Verfahren zur Restaurierung zu entwickeln. Die Herausforderung: Der Mittenwalder Steinbruch war mittlerweile erschöpft und so musste ein neues Material gefunden werden, das stabil, witterungsbeständig und elastisch ist und sich gleichzeitig gut in das alte Material einfügt. Nach umfangreichen Labortests wurde beim Musterfenster auf der Nordseite sowohl mit einem weichen Naturstein von der englischen Kanalinsel Portland als auch mit einem Kunststein nach eigens entwickelter Rezeptur gearbeitet. Nachdem sich diese Lösung bewährt hat, wird damit seit 2021 die eigentliche Sanierung der Fenster durchgeführt.

Momentan seien die Arbeiten in vollem Gange, so Monsignore Dr. Baur. Manche Restauratoren berichteten, sie fühlten sich von der Geschichte des Baus berührt, wenn sie Spuren wie Fingerabdrücke der damaligen Bauarbeiter im Gestein bzw. Mörtel finden. Der Sanierungsplan sieht nun vor, dass das Projekt 2026 abgeschlossen werden soll. So professionell die Restauratoren auch vorgehen, den Fortschritt der Sanierung planmäßig umzusetzen, sei eine Herausforderung: Für die Verarbeitung des Materials seien bestimmte Temperaturen nötig und daher sei es nicht immer möglich gewesen, die Arbeiten laufend fortzuführen.

„Die Stiftsbasilika St. Martin ist nicht nur das Wahrzeichen Landshuts, sondern auch ein elementarer Bestandteil unserer regionalen Identität. Dies gilt es unbedingt zu bewahren“, betonte Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich. „Ich bin froh, dass der Bezirk Niederbayern einen kleinen Beitrag leisten kann, um dieses prachtvolle und vor allem bedeutsame Bauwerk zu erhalten.“

Dass auch das Interesse der Landshuter Bürgerinnen und Bürger am Erhalt der Fenster groß ist, zeigt die vom Stiftsprobst ins Leben gerufene Spendenaktion zugunsten der Instandsetzung eines Fensters. Je Fenster fallen rund 500.000 Euro Kosten an und man sei auf einem guten Weg, das Geld für ein künftiges „Bürgerfenster“ zusammenzubekommen, freute sich Monsignore Baur.


Im Bild: Stiftsprobst Dr. Franz Joseph Baur (r.) erläuterte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich die Schäden auf einem Baugerüst in gut 14 Metern Höhe.

Foto: Bezirk Niederbayern, Bäter