P-Seminar des Gymnasiums Vilshofen beschäftigt sich mit der Geschichte Mainkofens
Mainkofen. „Orte der Erinnerung sind im Alltag für jeden Menschen wichtig. Ganz besondere Bedeutung kommt Orten des Erinnerns aber dann zu, wenn sich dort so schreckliche Verbrechen wie unter dem Nationalsozialismus ereignet haben. Auch wenn wir selbst keine persönliche Verantwortung mehr dafür tragen, so erwächst daraus dennoch eine gemeinsame Verantwortung, dass wir so etwas nicht mehr zulassen“, stimmte Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl die Schülergruppe aus Vilshofen ein, die am Samstag zur Gedenkstätte nach Mainkofen gekommen war. Auch die ehemalige „Heil- und Pflegeanstalt“ hatte damals Schuld auf sich geladen, wurden neben Zwangssterilisation und Hungerkost doch auch die sogenannten T4-Transporte durchgeführt. Mehr als 600 Patienten aus Mainkofen wurden in die Tötungsanstalt nach Hartheim bei Linz gebracht. Der erste Transport von hier aus datierte auf den 28. Oktober 1940, weshalb der Bezirk Niederbayern vor fünf Jahren auch diesen Tag zum Gedenktag in Mainkofen machte.
Mittlerweile fordert eine Münchner Gedenkinitiative in der sogenannten „Hartheimer Deklaration“, dass es einen bundesweiten Gedenktag für alle Opfer geben soll, die dort ums Leben kamen. Als Termin wurde der 18. Januar vorgeschlagen, da an diesem Tag im Jahre 1940 der erste T4-Transport in Hartheim ankam.
Der Bezirk hat sich diesen Bestrebungen angeschlossen und nun auch diesen Tag zum Gedenktag erklärt. „Der Tag ist perfekt gewählt. Schön, dass Sie genau heute hier sind“, freute sich Dr. Thomas Pröckl über die neun Schüler des Gymnasiums Vilshofen, die sich in ihrem Projektseminar die Aufgabe gestellt haben, ein Führungskonzept samt Lernmaterial speziell für die Mainkofener Gedenkstätte zu entwickeln. Ihr Lehrer, Studiendirektor Stefan Stadler, hatte vor drei Jahren an einer Fortbildung in Mainkofen teilgenommen und diese Idee mit an seine Schule gebracht. Die Schüler waren beeindruckt von der Stätte und den Ausführungen von Klinikdirektor Gerhard Schneider, der bemerkte, dass die Art und Weise wie Mainkofen seine eigene Geschichte aufarbeite und ihr ein eigenes Mahnmal setzte, mittlerweile bundesweit wahrgenommen werde. „Wir sind der einzige Bezirk, der seinen Opfern so gedenkt und es kommen regelmäßig Vertreter aus anderen Bezirken, die sich unsere Gedenkstätte ansehen“, so Schneider. Nach der Andacht, die von Diakon Slavko Radeljic-Jakic und Pfarrerin Daniele Roth gestaltet wurde, legten Klinikleiter Gerhard Schneider und Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl einen Kranz nieder, auch die Schüler hatten Blumen mitgebracht. Im Anschluss nutzten sie noch die Gelegenheit, Fragen zu stellen, bevor es dann mit der Ausarbeitung im Projektseminar zuhause in Vilshofen losgeht.
Im Bild: Am Mahnmal legten Klinikdirektor Gerhard Schneider (3.v.l.) und Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl (8.v.l.) einen Kranz nieder. Auch die Vilshofener Gymnasiasten um Schulleiter Stefan Winter (2.v.r.) und Lehrer Stefan Stadler (2.v.r.) hatten Blumen mitgebracht.
Foto: Lang/Bezirk Niederbayern