Neuausrichtung der Bäder wird vor Ort begrüßt – Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich zu Gesprächen in Bad Griesbach und Bad Birnbach
Landshut. Die Neuausrichtung der niederbayerischen Thermalbäder, die im Bezirksausschuss im Juli einstimmig beschlossen wurde, nimmt langsam an Fahrt auf. Derzeit laufen die Gespräche mit externen Fachbüros, im Oktober soll der Auftrag vergeben werden, sodass bis zur Sommerpause 2021 der Weg für die Zukunft der Thermen feststehen soll. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich will dazu einen Beschluss im Bezirkstag und nicht nur im eigentlich zuständigen Bezirksausschuss, um die Neukonzeptionierung auf eine breite politische Basis zu stellen. Genauso wichtig ist aber schon im Vorfeld die Einbindung der örtlichen Verantwortlichen, sowohl aus der Kommunalpolitik als auch aus den Reihen der einzelnen Bäder selbst. Auch weitere regionale Experten werden an dem Prozess beteiligt, etwa der European Campus der TH Deggendorf. Zudem laufen Gespräche mit Versicherungsträgern.
Am Dienstag war Heinrich nun zu einem Austausch in Bad Griesbach und Bad Birnbach, wo er sowohl bei den Werkleitern Franz Altmannsperger und Josefine Kohlmeier als auch bei beiden Bürgermeistern Jürgen Fundke und Dagmar Feicht auf große Unterstützung für die Neuausrichtung stieß.
Der Bezirk ist mit 60 Prozent an den fünf niederbayerischen Thermalbädern beteiligt und brachte zuletzt über fünf Millionen Euro an Umlage dafür auf. „Wir müssen die Zeit jetzt nutzen, sonst stehen wir in fünf Jahren ganz woanders“, betonte Heinrich, der aber klar sagte: „Wir wollen alle fünf Bäder erhalten und fit für die Zukunft machen, denn sie sind für die jeweiligen Regionen unverzichtbar.“ Dazu sollen neue Strukturen geschaffen werden, die möglichst viel Effizienz mit sich bringen. Gerade im Personalbereich würden sich damit auch große Chancen für die Mitarbeiter ergeben. „Jemand, der eine kleine Technikabteilung in einem Bad betreut, hat in der Eingruppierung im Öffentlichen Dienst schnell eine Grenze erreicht. Wenn aber derjenige die Möglichkeit hat, einmal die gesamte Technikabteilung für mehrere Bäder zu leiten, hat er Entwicklungspotential.“ So könnten Fachkräfte besser gehalten und künftig neue gewonnen werden. Franz Altmannsperger hat ein ähnliches Beispiel parat: „Der Aufwand für die Mitarbeiterin, die sich um die Abwicklung der Kurzarbeit gekümmert hat, war enorm – das hätte auch jemand für alle Bäder übernehmen können.“ Außerdem seien viele Positionen nicht doppelt besetzt, das heißt, dass im Falle einer Erkrankung keine Vertretung zur Verfügung steht. Würde man einzelne Abteilungen also zusammenfassen, so brächte das auch viele Vorteile mit sich. „Wir müssen aber die Leute mitnehmen und transparent informieren“, meinte der Werkleiter und war sich mit dem Bezirkstagspräsidenten einig, dass es nicht um Personalabbau, sondern um eine Neustrukturierung geht. „Jeder Unternehmer würde das auch tun“, so Altmannsperger. Auch für Josefine Kohlmeier in Bad Birnbach dienen diese Pläne dazu, die Arbeitsplätze für die Zukunft zu sichern.
Neben der internen Umstrukturierung soll es aber auch um die inhaltliche Ausrichtung der Thermalbäder gehen. „Wir müssen unsere Stärken in den jeweiligen Standorten noch besser herausstellen und sollten uns nicht gegenseitig Konkurrenz machen“, fand der Bad Griesbacher Werkleiter. Das Alleinstellungsmerkmal in seinem Haus ist etwa das orientalische Dampfbad Hamam, während dem Gast in Bad Birnbach die größte und modernste Saunalandschaft zur Verfügung steht. Zudem sollen neue Zielgruppen, vor allem Jüngere, angesprochen werden. „Die Trends hin zu mehr ‚Work-Life-Balance‘ spielen uns da eigentlich in die Karten“, meinte Heinrich. Darüber hinaus gelte es mehr Nischen zu erschließen, gerade was die von Krankenkasse oder Rentenversicherung bezahlten Therapien und Kuren angeht. Es gebe etwa immer mehr Prä-Rehabilitation, bei der Patienten auf eine Operation vorbereitet werden. Auch Präventiv-Kuren, die von Arbeitgebern mit unterstützt werden, könnten eine solche Nische sein. „In Bad Birnbach hat man bereits eindrucksvoll bewiesen, wie man innovative Wege gehen kann“, lobte er. Dort hat man die sogenannte AGES-Kompaktkur etabliert, bei der stressgeplagte Patienten insgesamt drei Wochen, jedoch aufgeteilt in zwei Blöcke, zu einer Gruppentherapie kommen. Gerade ist der zweite Kurs gestartet. „Wir treffen hier einen Nerv der Zeit“, sagte Josefine Kohlmeier.
Allen Bädern gemeinsam ist das Heilwasser. „Es ist unser Heiligtum“, wie der Bad Griesbacher Bürgermeister hervorhob. Er konnte der Corona-Krise insofern etwas Positives abgewinnen, als dass man dabei gesehen hat, dass „nicht jeder seine eigene Suppe löffeln muss, sondern es allen gut tut, aus dem gleichen Topf zu essen“. Für Dagmar Feicht, Bürgermeisterin von Bad Birnbach, habe die Corona-Krise deutlich gemacht, wie sehr Gemeinde und Bad zusammenhängen. „Die Hotels hatten nach der Lockerung enorm viele Anfragen, aber als die Gäste hörten, dass die Therme noch nicht geöffnet ist, haben nur wenige tatsächlich gebucht.“
Ein Bäderdreieck ohne Bäder ist auch für Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich unvorstellbar. Deshalb ist es in Stein gemeißelt, dass alle Standorte erhalten werden und fit für die Zukunft gemacht werden müssen. „Über die Details darf und muss jetzt beraten werden. Querdenken ist angesagt“, so Heinrich. Den einen „Stein der Weisen“ werde man auf diesem Weg in den nächsten Monaten nicht finden. „Vielmehr werden wir viele Mosaiksteine zusammentragen, um daraus eine schlagkräftige, effiziente Struktur intern und eine inhaltliche Ausrichtung mit klarem Profil der einzelnen Bäder nach außen zu schaffen.“
Im Bild: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (v. l.), Werkleiterin Josefine Kohlmeier und die Bad Birnbacher Bürgermeisterin Dagmar Feicht
Foto: Lang/Bezirk Niederbayern