Vertreter des Bezirks informierten sich über aktuelle landwirtschaftliche Themen
Landau. Die Großen werden größer, die Kleinen geben immer häufiger auf. Und je größer die Betriebe (nicht zuletzt wegen staatlicher Zuschüsse) werden, desto mehr Verordnungen erlässt der Staat, deren Umsetzung wiederum für die kleinen Landwirte am schwierigsten ist und sie noch öfter zum Aufhören zwingt. Über diese Spirale ging es beim Gespräch von Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Bezirksrätin Monika Maier mit der Geschäftsführerin des Bayerischen Bauernverbandes Landau-Straubing-Deggendorf, Ingrid Ecker, Kreisbäuerin Irene Waas und Kreisobmann Friedhelm Dickow.
Gerade kleine Betriebe können von Grünlandbewirtschaftung nicht leben und machen nur mit der Tierhaltung Gewinn. Wenn man künftig weniger Tiere halten darf, dann gibt es für den Betrieb nur zwei Möglichkeiten: investieren oder zusperren. Hohe Investitionen mit langen Laufzeiten stellen aber ein hohes Risiko dar, da die Landwirte ihre künftigen Absatzpreise nicht kennen. Bei der Afrikanischen Schweinepest wird das aktuell sehr deutlich: „Obwohl wir in Bayern noch keinen einzigen Fall haben, fallen die Preise“, sagt Friedhelm Dickow, der deshalb für eine Gebietsdifferenzierung innerhalb Deutschlands plädiert, so wie sie auch innerhalb Europas gilt. „Zumindest auf Ebene der Bundesländer.“
Ganz allgemein sieht Dickow bei den Fleischpreisen ein Problem: „Wie will die Politik den Preis anheben, ohne dass wir den Markt verlieren? Wir haben ja keinen Außenschutz. Wenn deutsches Fleisch teurer wird, wissen wir Bauern genau was passiert: Es wird einfach anderes Fleisch gekauft, bei dem nicht die hohen Produktionsvorschriften eingehalten werden, wie wir sie haben“, so der Kreisobmann, der darauf hinweist, dass man dieses Problem seit Jahren auch bei der Milch nicht lösen könne. Ein Grund sei auch die mangelnde Kennzeichnungspflicht, denn der Verbraucher könne nicht gut genug erkennen, woher das Produkt stammt, das er kauft. „Die Gurken aus Indien oder der Türkei werden hier verarbeitet und schon kommen sie offiziell aus Deutschland.“
Bezirkstagspräsident Heinrich beschäftigte die Frage, wie man es schaffen könne, dass für Lebensmittel vernünftige Preise gezahlt werden – in anderen Ländern gelinge dies teilweise auch. Kreisbäuerin Irene Waas verwies dabei auf den Vorschlag der Landfrauen, ein Unterrichtsfach „Alltagskompetenzen“ einzuführen. Über 90.000 Unterschriften wurden dafür gesammelt. Jüngst hatte die Staatsregierung ein Zugeständnis dazu gemacht und eine Projektwoche genehmigt. „Eine Woche innerhalb von vier Jahrgängen, jeweils für die erste bis vierte und für die fünfte bis neunte Jahrgangsstufe. Das ist nicht viel und es gibt für die Umsetzung zu wenig Geld, nur 300 Euro für eine ganze Woche.“
Dem BBV sei daran gelegen, auch Landwirte als Referenten für die Schüler mit ins Boot zu holen, aber die möchte man dafür natürlich auch entlohnen können. „In der Praxis wird es dann so sein, dass sich Organisationen, die – weil gerade im Trend und mit vielen Spenden bedacht – mit ihren kostengünstigen Angeboten behaupten“, vermutet Ingrid Ecker. Und Irene Waas hatte einige Bespiele auf Lager, bei denen Landwirte öffentlich von Tier- und Umweltschützern angeprangert werden, die ihrerseits von Landwirtschaft zu wenig Ahnung hätten. „Wenn Hühner aus einem Stall gestohlen werden, weil sie keine Federn mehr haben, was scheinbar ein Hinweis auf Quälerei sei, dann wissen diese Menschen schlichtweg nicht, dass sich Hühner mausern und das ganz natürlich ist.“
Letztlich sei es wichtig, so meinte auch Bezirksrätin Monika Maier, dass der Bürger wieder mehr über die Landwirtschaft wisse. „Im Gegensatz zu vor zwei Jahren ist aber die Nachfrage nach Lehrstellen gesunken“, wusste der Kreisobmann zu berichten. Auch Olaf Heinrich sieht die Notwendigkeit, dass die Bevölkerung wieder mehr Einblick in die tatsächliche landwirtschaftliche Arbeit bekommt und damit auch die regional produzierten Lebensmittel wertschätzt.
Zuletzt sprach man noch über die zunehmende Zahl an Solarparks auf landwirtschaftlichen Flächen. „Hier hat die Gemeinde die Planungshoheit und kann gezielt örtliche Investoren unterstützen.“ Wenn dann solle dies vom jeweiligen Landwirt selbst oder zusammen mit den Bürgern betrieben werden, damit das Geld in der Region bleibt, waren sich alle einig.
Es gibt also viel zu tun, damit die niederbayerische Landwirtschaft und damit auch die Kulturlandschaft erhalten bleibt. Einen Beitrag versucht der Bezirk mit der Genussregion Niederbayern zu leisten, die seit Juli läuft und im kommenden Jahr womöglich auch durch eine Vereinsgründung an Fahrt aufnehmen soll.