Von unten nach oben immer attraktiver

Bürgermeister Robert Muhr und Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (2. v. r.) beim gemeinsamen Ortstermin mit den beiden Architekten Werner Pauli (r.) und Ester Hofmann-Strahl (l.)

Machbarkeitsstudie für den Amthof läuft – Bezirkstagspräsident zu Besichtigung vor Ort

Kirchberg im Wald. Der Dachstuhl im Amthof ist eine einzigartige Besonderheit. Nicht nur, dass er in gleicher Bauweise konstruiert wurde wie der Fassboden in Niederalteich, auch besteht er im Grunde aus zwei kleineren Dachstühlen, über die ein weiterer, beide überspannender Dachstuhl gebaut wurde. Für Architekt Werner Pauli vom Planungsbüro ppp, das derzeit die Machbarkeitsstudie für den Amthof erstellt, sollte diesem besonderen Ort eine besondere Nutzung zukommen. „Im Grunde wird das Haus von unten nach oben immer attraktiver.“
Auch Bürgermeister Robert Muhr findet: „Wenn wir dieses Gebäude samt dem herrlichen Dachstuhl einer neuen Nutzung zuführen können, wäre das mehr als sinnstiftend für die ganze Gemeinde.“ Weil der Bezirk in seiner Zuständigkeit für Themen der Kultur und Heimatpflege den Erhalt solcher Denkmäler in Ortskernen unterstützt, kam kürzlich auch Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich nach Kirchberg, um den Amthof erneut zu besichtigen und sich auf den aktuellen Stand der Planungen bringen zu lassen.

Der Gastraum im Erdgeschoss wird bereits wieder genutzt, für Vereinstreffen genauso wie für das Starkbierfest – die Organisation läuft über den Trachtenverein. „Ursprünglich war auch ich dafür, einen Saal anzubauen, aber ich komme immer mehr davon ab. Denn die Gaststube bietet ohnehin viel Platz“, so Muhr. Veranstaltungen mit weit mehr als 100 Gästen seien selten, der Betrieb eines Saales wäre dementsprechend schwierig.

Olaf Heinrich brachte die Möglichkeit von Übernachtungen ins Spiel. „Denn es wird für Pächter immer schwieriger, nur von der Gastronomie zu leben. Hat aber ein Pächter auch Gästezimmer, die er betreiben kann, wird die Wirtschaftlichkeit leichter erreichbar.“ Letztlich – und da waren sich alle einig – sei die Suche nach einem langfristigen Pächter die größte Herausforderung. Die Räume im ersten Obergeschoss würden sich laut Architekt vom Schnitt nicht gut für Gästezimmer eignen. Doch, so Heinrich, vielleicht gebe es in anderen Häusern im Dorfzentrum diese Möglichkeit. „Ein ‚albergo diverso‘, das wie Modelle in Italien auf unterschiedliche Gebäude aufgeteilt ist, könnte sehr interessant sein.“

Die Substanz sei im Amthof jedenfalls hochspannend. „Anhand von Untersuchungen wissen wir, dass die Bäume für den Dachstuhl zwischen 1760 und 1780 gefällt wurden und damit der Amthof rund 100 Jahre nach dem Niederalteicher Fassboden entstanden ist“, so Muhr. Und Werner Pauli berichtete von seinen Recherchen in historischen Archiven. „Der Amthof gehörte zum Kloster Niederalteich und diente als Sammelstelle für den Zehnten.“

Da nicht nur das Gebäude selbst eine lange Geschichte habe, sondern auch die Kirchberger Bürger mit dem Amthof viele Erinnerungen verbinden, sei es sehr wichtig, dieses Baudenkmal zu erhalten und mit einer zukunftsträchtigen Nutzung zu beleben. Für die weiteren Schritte der nächsten Monate wünschte Olaf Heinrich allen Beteiligten viel Erfolg.
„Lokale Identität ist häufig eng verbunden mit Gebäuden, die das Ortsbild prägen und die eine reiche Geschichte haben“, so der Bezirkstagspräsident. Dies sei beim Amthof in besonderer Weise der Fall. Daher sei die Entscheidung der Gemeinde, sich der Immobilie anzunehmen, nur zu begrüßen.


Im Bild:
Beim Film „Weißbier im Blut“ wurde am Stammtisch gedreht, auch sonst ist der Amthof eng mit der Identität der Kirchberger verbunden, wie Bürgermeister Robert Muhr und Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (2. v. r.) beim gemeinsamen Ortstermin mit den beiden Architekten Werner Pauli (r.) und Ester Hofmann-Strahl (l.) feststellten.

Foto: Lang / Bezirk Niederbayern